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Eisenbahnen in Sachsen


Industriebahn Bautzen
Streckengeschichte

Die "Lausitzer Maschinenfabrik" in Bautzen wurde 1846 als Eisengießerei und Maschinenwerkstatt von Johann Friedrich Petzold gegründet. Seit 1897 firmierte das Unternehmen als Zweigniederlassung der Hamburger "Wagenbauanstalt und Waggonfabrik für elektrische Bahnen vorm. W.C.F. Busch". Die produzierten Straßenbahn- und Eisenbahnwagen wurden vorerst aufwändig mit Pferdefuhrwerken aus dem Spreetal auf steilen Wegen zum Güterbahnhof transportiert.
Im Jahr 1900 entstand im Werk eine gemischtspurige Gleisanlage (600, 780, 1000 und 1435 mm) von 1,09 km Länge für Testfahrten. Ein Jahr später ging die neu angelegte 550 m lange "Fabrikstraße" als Hauptzufahrt zum Werk in den Firmenbesitz über.
Nach einer Verlegung der Spree im Dezember 1909 konnten die Fabrikanlagen erweitert werden. Bis September 1911 erhielt die Zufahrtstraße ein Gleis mit Rillenschienen und einer Steigung von fast 1:20, das aber vorerst nur für eine Pferdebahn genutzt wurde. Die Betriebsgenehmigung wurde am 27.02.1912 erteilt. Ab dem 5. März war eine Dampfspeicherlokomotive für innerbetriebliche Rangierarbeiten im Einsatz. Im gleichen Jahr verlegte man auch die Fahrzeugherstellung der "Waggon- und Maschinenfabrik A.G." vom Hamburger Stammwerk nach Bautzen.
Die ersten 150 m Streckengleis ab der Anschlussweiche am km 0,8 der Strecke BS wurden im Sommer 1912 von der Staatsbahn für den Bau eines Gasometers angelegt. In einem Schreiben des sächsischen Finanzministeriums vom 22.12.1912 hieß es: »Von der Waggon- und Maschinenfabrik A.G. vorm. Busch in Bautzen ist eine Industriebahn zur Verbindung ihrer Fabrikanlage mit dem Bahnhofe [...] hergestellt worden.
Die Betriebsführung auf dieser Industriebahn soll in der Weise erfolgen, daß der Betrieb auf der Strecke zwischen dem Bahnhofe Bautzen und der zwischen Station 4+73 und 8+42 angelegten öffentlichen Güterlade- und Übergabestelle und auf dieser selbst von der Staatseisenbahnverwaltung geführt wird, während der Betrieb auf der Strecke zwischen der Güterladestelle und dem Fabrikhofe der Firma überlassen und von dieser mittels feuerloser Werklokomotiven bewirkt werden soll. [...]
Zur Zeit sind nur 2 Züge täglich in beiden Richtungen vorgesehen, die Zahl der Züge wird sich auch in Zukunft nur wenig vermehren. Die größte zulässige Geschwindigkeit ist auf 15 km in der Stunde festgesetzt worden. [...]
«
Angesichts der geringen Streckenbelegung sah man von einer Beseitigung der höhengleichen Kreuzungen der Industriebahn mit den städtischen Straßen ab. Diese hätte auch erhebliche Mehrkosten bedeutet bzw. wäre topografisch nicht umsetzbar gewesen. Die Arbeiten am viergleisigen Übergabebahnhof wurden kriegsbedingt erst im Jahr 1915 abgeschlossen. An der Neusalzaer Straße entstand 1917 eine städtische Fäkalien-Laderampe. Nach der Neueinbindung der BS-Linie in den Bahnhof Bautzen im Jahr 1922 blieb der alte Streckentorso als Auszieh- und Anschlussgleis erhalten.
     1928 Fusion zur "Linke-Hoffmann-Busch A.G."
     1934 wieder eigenständig
     1941 Eingliederung in Flick-Konzern
     1945 Demontage als Reparationsleistung
     1947 Waggonfabrik Bautzen
     1949 VEB LOWA Werk Bautzen
     1953 VEB Waggonbau Bautzen
     1990 kurzzeitig Waggonbau Bautzen GmbH, dann DWA Deutsche Waggonbau GmbH
     1998 Bombardier Transportation Germany GmbH & Co. KG
Eine in den 1980er Jahren geplante Verlegung der Industriebahn wurde nicht realisiert, da ein im Bau befindliches Betonplattenwerk als Anschließer der neuen Strecke nicht fertiggestellt wurde. Von der neuen Gleisführung hätte auch der VEB Waggonbau durch eine geringere Streckenneigung profitiert. Die am Standort des Plattenwerks bereits verlegten Gleise demontierte man in den 1990er Jahren.

Im Werk sind über die Jahre umfangreiche Gleisanlagen entstanden, die den Anforderungen immer wieder angepasst wurden. Eine zentrale Schiebebühne verbindet die einzelnen Hallen.
Die Produktion ist heute auf Straßenbahnen spezialisiert. Am 01.02.2008 ging im Nordteil des Werks ein 850 m langer, mit Gleichspannung elektrifizierter Testring (Dreischienengleis 1000/1435 mm) mit Prüfhalle für Straßenbahnerprobungen in Betrieb. Dieser ist über ein Gleisdreieck mit der am 22.09.2006 eröffneten Schnellfahrstrecke für Erprobungen bis 70 km/h im Südteil verbunden. Eine 42-m-Drehscheibe und eine interessante Schwenkweiche an den Enden der 800 m langen Teststrecke ermöglichen das platzsparende Wenden bzw. Umsetzen der Fahrzeuge.
Für Übergabefahrten zum Bahnhof Bautzen ist eine V 60 D vorhanden. Die Anschlussbahn wird noch regelmäßig zur Auslieferung von Fahrzeugen genutzt. [1],[2]

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Quellen

[1] Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden: Bestand 10736 Ministerium des Innern, Signatur 14253
[2] Sächsisches Staatsarchiv - Staatsfilialarchiv Bautzen: Bestand 50013 Amtshauptmannschaft Bautzen, Signatur 6500
[3] von Polenz: "Eisenbahnen im Bautzener Land", Ostsächsische Eisenbahnfreunde e.V., Löbau 2006
[4] www.bahn-express.de