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Eisenbahnen in Sachsen


Torgau — Torgau Hafen
Hafenbahn Torgau
Streckengeschichte

Nachdem 1893 in Torgau ein Schutzhafen für überwinternde Schiffe angelegt wurde, erhielt die "Mittelelbische Hafen- und Lagerhaus-A.G. Wallwitzhafen" im Folgejahr die Genehmigung, diesen zu einem Umschlaghafen auszubauen. Im Jahr 1897 beschloss die Stadt Torgau den Bau einer Hafenbahn mit Anschluss an den 1872 eröffneten Bahnhof der Königlich-Preußischen Eisenbahnverwaltung. Die ursprüglich geplante Weiterführung des Gleises über Schildau nach Röcknitz wäre zur Steinabfuhr lukrativ gewesen, kam aber nicht zur Ausführung.
Im Oktober 1897 begannen die Arbeiten auf Kosten der Stadt. Mit Stand 1938 wurden die Baukosten mit 214 216 Reichsmark angegeben. Durch den späten Bau der Hafenbahn musste das Gleis mit vielen Bögen entlang der städtischen Bebauung durch den Stadtpark geführt werden. Das Überflutungsbegiet des Schwarzen Grabens wurde mit einer sehenswerten Fachwerkbogenbrücke überquert, dem einzigen Brückenbauwerk der Strecke. Im Bereich des Übergabebahnhofs und im Hafengelände existierten mehrere private Anschlussgleise. Im Hafen gab es einen eingleisigen Lokschuppen und ein Verwaltungsgebäude.
Obwohl die Hafenbahn bereits am 01.04.1898 befahrbar war, ging die als "Kleinbahn für den öffentlichen Güterverkehr" eingestufte Strecke erst am 24. Dezember des Jahres in Betrieb.

Ein reich verzierter Wasserturm der Bauart "Intze" entstand 1903 in Nachbarschaft des Hafens, diente aber vorrangig der städtischen Wasserversorgung. Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchsen die Beförderungsleistungen stetig, unterlagen jedoch jährlichen Schwankungen. Die Anlagen gingen 1950 auf den "VEB Binnenhäfen Oberelbe" über. In den 1960er Jahren stieg das Transportaufkommen durch den Umschlag von Mühlberger Kies. Bis 1974 kamen ausschließlich Dampflokomotiven zum Einsatz.
Die Strecke beginnt als Bahnhofsgleis 24 an der Weiche T4 im Übergabebahnhof.
Entwicklung der Streckenlänge:
  1898  2,19 km
  1902  2,53 km
  1927  2,51 km
  1938  2,13 km
Am 01.07.1990 endete die Kiesverladung im Torgauer Hafen. Bis 1999 verkehrten nur selten Züge auf der Hafenbahn. Im Juli 2001 ging ein 35-t-Kran für den Containerumschlag in Betrieb. Am 27.09.2003 fuhr das VT-Gespann 628/928 587 mit Mitgliedern der "Interessengemeinschaft zur Bereisung von Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken e.V." (IBSE) bis zum Hafen.
Eine erste Sanierung der Hafenbahn erfolgte 2006/07, u.a. mit einem neuen Anstrich der Brücke über den Schwarzen Graben. Leider wurde dabei auch der seitliche Geh-/Radweg entfernt.
Ein verbliebener Siloturm der einst vorhandenen zwei Getreidespeicher wurde im Februar/März 2014 abgerissen. Vermutlich verschwand zu dieser Zeit auch der Lokschuppen - als letztes bauliches Zeugnis des alten Hafenbahnhofs.
Trotz geringem Bedarf entschloss sich die "Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH" im Jahr 2015 zur grundhaften Sanierung des Hafens. Ab dem 05.03.2018 wurde auch der Oberbau der Hafenbahn durchgehend erneuert und die zahlreichen Bahnübergänge mit moderner Sicherungstechnik ausgestattet. Am 23. Mai des Jahres ging nach dreijähriger Bauzeit zunächst der Hafen wieder in Betrieb, im Januar 2019 die Hafenbahn. [1],[3]

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Quellen

[1] Scheffler: "Torgauer Hafenbahn" aus "Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland", Sammelwerk GeraNova-Verlag
[2] "Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft", Verlag J. Springer, Berlin 1906
[3] Wächter: "Die Kleinbahnen in Preußen", Verlag J. Springer, Berlin 1902